2010 und 2011

Der letzte Teil der Tour - ebenfalls ein europäischer - startete am 09.01.2010 in Berlin, umfasste 24 Konzerte und endete am 27.02. in Düsseldorf. Bei diesem Teil gab es endlich einmal keinerlei Zwischenfälle.
Hierbei stach das Konzert am 17.02. ganz besonders heraus. Zum ersten Mal in ihrer Karriere gaben DM ein Benefiz-Konzert, etwas, von dem sie immer gesagt hatten, sie würden es nie tun, etwas, "was wir wohl schon längst mal hätten machen sollen", sagt Martin. "Ein Freund von uns engagiert sich im Teenage Cancer Trust und fragte uns, ob wir daran teilnehmen würden."
Ich weiß nicht, ob sie das schon längst einmal hätten machen sollen. Sie wollten nie zu jenen Bands gehören, die "ihre Karriere durch Wohltätigkeit fördern." Viele Fans mögen DM wegen ihrer Konsequenz und ihrer Anti-Mainstream-Haltung. Obwohl der gute Zweck niemals angezweifelt wurde, gab es im Fanlager doch die eine oder andere Diskussion über diese neue Haltung zur Wohltätigkeit. (Mit der nächsten Veröffentlichung, Delta Machine, nahmen die Wohltätigkeits-Aktionen weiter zu.)

Wie auch immer, alles an diesem Konzert war besonders. Es wurde in der Royal Albert Hall in London gespielt (erstaunlich, wenn man gerade Daves Abneigung gegen britische Statussymbole bedenkt), und es gab einen speziellen Gast.
Martin: "Wir fragten Alan, ob er mit uns auftreten würde. Es ist lange her, dass wir ihn gesehen haben. Ich denke, es ist neun Jahre her, dass ich ihn zuletzt gesehen habe, und wir fragten ihn, ob er einen Song mit uns spielen würde, und er sagte zu."[1]
Alan: "Nun, ich bekam einen Anruf von Dave, und er sagte einfach, sie wollten mich zu diesem Event einladen, für den Teenage Cancer Trust. Und meine Reaktion war, dass ich hoffte, es wäre die ganze Band, die das wollte, und nicht bloß Dave. Also fragte ich ihn das, und er sagte: 'Doch, definitiv.' Und so dachte ich nicht zweimal darüber nach, weil es eine tolle Sache ist, aus so vielen Gründen, wegen des guten Zwecks und mal wieder zusammenzukommen nach so langer Zeit ..."
Also begleitete er Martin zu Somebody am Klavier. "Somebody auszuwählen, war beinahe natürlich. Es war der Song, der am meisten Sinn ergab. Denn wir hatten kaum Zeit, um etwas zu proben. Zum Glück war es alles noch da. Der Song ist immer noch in meinen Händen."
Anscheinend hatten sowohl die Band als auch Alan viel Freude an dem Auftritt. "Die Reaktion des Publikums war ... speziell, herzerwärmend, emotional, ich hatte Gänsehaut. Es war ein großartiger Tag. Es war nicht nur der Moment auf der Bühne, es war auch, Martin und Fletch und Dave wiederzusehen. Wir haben uns gut unterhalten. Ich habe Martin und Fletch schon lange nicht mehr gesehen, es war interessant, sie wiederzutreffen. Und Martin war wirklich in guter Form, nicht nur stimmlich, ganz generell. Er war konzentrierter, fokussierter und offener, als ich ihn je erlebt habe. Es ist schon ein Stück Geschichte für uns. Wieder auf der Bühne mit Depeche zu sein seit ... 1994 ... seit dem Ende der Songs of Faith and Devotion-Tour ... seit 16 Jahren."
Dass die Reaktion des Publikums "speziell" gewesen sei, ist das Understatement des Jahrhunderts. Die Zuschauer hatten zuvor nicht gewusst, dass Alan auf der Bühne sein würde, sodass die Menge förmlich "explodierte", als sie ihn sahen. Sie schrien, riefen, einige weinten sogar, und es war schwierig, sie zur Ruhe zu bringen. Es war ein sehr emotionaler DM-Moment.

Ein paar Tage später hatte Alan die Gelegenheit, sich zum ersten Mal in seinem Leben ein DM-Konzert als Zuschauer anzusehen, auch etwas, was er niemals hatte tun wollen. "In der Royal Albert Hall hatte ich nicht die Zeit und die Möglichkeit, mir die Show richtig anzusehen. Aber heute Abend habe ich einen Eindruck bekommen, wie es ist, auf einem Depeche Mode-Konzert zu sein. Es war sehr interessant. Ich hatte bei allen Songs Emotionen, da ich sie so gut kenne ... so ... ich meine, wenn man die Versionen hört, die sie jetzt spielen, und man denkt an die Versionen, die wir mal spielten ... Ich denke, einige der Versionen waren ganz gut, andere haben mir nicht so gefallen. Auch das Bühnenset - einiges sah toll aus, anderes funktionierte für mich nicht. Die Soundaussteuerung war leider ziemlich schlecht, aber das kann man der Band so nicht ankreiden. Ihre eigene Leistung war beeindruckend. Dave war in guter Form, und Martins Song Home war besonders gut. Die After Show Party war lustig, und ich traf alle möglichen Leute, die ich ewig nicht mehr gesehen hatte. Allerdings vermisste ich Dave, der sofort nach dem Auftritt verschwand."[2] Sie sprachen über das, "worüber man sich eben so gewöhnlicher Weise unterhält - Familien, was sie heute so machen, ihre Gewohnheiten, ob sie immer noch so viel trinken, die Party-Situation auf der Tour ... Ich meine, die Dinge haben sich bei Depeche Mode ziemlich verändert, seitdem ich nicht mehr in der Band bin. Martin trinkt nicht mehr, Dave geht nach jeder Show sofort ins Hotel und geht nicht mehr aus. Früher hatten wir immer große Partys nach jedem Konzert. Heute sind die Dinge ziemlich anders. Auch in ihren Privatleben hat sich viel verändert, denke ich. Ich war ziemlich beeindruckt von Martin, denn er ist jetzt seit vier Jahren trocken und wie eine neue Person. Ich hätte ihn fast nicht wiedererkannt."[3]
Obwohl Dave die Halle direkt nach dem Konzert verließ und auch nicht viel mit Alan sprach, schätzte er dessen Einsatz dennoch. "Ich denke Playing the Angel war großartig, aber Alan brachte immer das gewisse Extra in Martins Songs. Wir schreiben uns E-Mails, und als er bei dem Konzert für den Teenage Cancer Trust in der Royal Albert Hall 2010 mit uns auf der Bühne war, war das großartig. Als Alan ging, vermissten wir ihn, und das wurde auf den nächsten Alben deutlich."[4]



Dave

(mit freundlicher Genehmigung von © Jérôme Pouille)



Anlass für einige Umfragen, ob Alan im Gedächtnis der Fans immer noch so stark verankert ist, wie es scheint. Die Umfrage in einem großen Forum ergab, dass ihn 69 Prozent als Bandmitglied zurück wollen und 20 Prozent zumindest als Produzent. Auch die Fanbefragung von depechemodebiographie.de ergab ein ähnliches Bild. Für immerhin 71 Prozent gehört er "immer noch irgendwie zur Band" (zumindest als Legende), für 21 Prozent ist er sogar noch heute ein Teil der Band, weil er "ihre klassischen Songs maßgeblich mit beeinflusste und am absoluten Karrierehöhepunkt beteiligt war." Für die Minderheit ist er hingegen "die nervigste Diskussion, wenn es um DM geht."
Da der Auftritt in der Royal Albert Hall zeitlich sehr dicht mit der Promotion für seine eigene "Tournee" zusammenfiel, konnte man schon auf einen Gedanken kommen, den ein Fan hatte: "Es ist bezeichnend, dass es gerade Alan ist, der die Geschichte DMs für sein eigenes Projekt benutzt."


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Alan hatte seit der Promotion für SubHuman eine nicht ganz so gute Zeit gehabt. In seinem Privatleben hatten sich einige Änderungen ergeben. "Ich habe mich von meiner Frau getrennt und habe jetzt eine wundervolle neue Partnerin, Britt. Es waren zwei schwierige Jahre.[5] Ich teile mir jetzt das Sorgerecht für meine Kinder und muss immer sechs Monate im Voraus planen, wer sie wann hat usw., sodass die Musik nur in die Zeit dazwischen passt.[6] Das machte das Arbeiten an einem neuen Album zunächst nahezu unmöglich, obwohl ich angefangen hatte, an neuem Material zu arbeiten. Aber es wird noch eine Weile dauern, ehe es auch nur annähernd vollendet sein wird."[7]
Stattdessen startete er am 12.03. die Selected-Tour. Der erste Teil beinhaltete 24 Auftritte, die meisten davon in Europa, und endete am 18.05. Die Idee, mit Recoil zu touren entstand, als Alan sich dazu entschieden hatte, erneut einige Promotion-Termine wahrzunehmen. Er hatte aber keine Lust, wieder nur einfach irgendwo zu erscheinen, um CDs zu signieren und Hände zu schütteln. "Ich konnte nicht immer wieder das Gleiche machen - ich brauchte etwas Neues. Von diesem Punkt an begann die Idee, sich zu entwickeln."[8]
Somit entschied er sich schließlich für eine Art Audio-Visual-Präsentation, eine Mischung aus DJing und Live-Auftritt, untermalt von speziellen Filmen.

Am 19.04. erschien Selected, eine Art Best of Recoil.
Alan: "Mute Records sprach mich wegen einer Compilation an, und es sollte zunächst nur so eine Art 'Best of' sein. Aber als wir anfingen, darüber zu diskutieren, es in verschiedenen Formaten zu veröffentlichen und es live aufzuführen, wurde das Projekt größer und größer. Ich musste mich entscheiden, welche meine Lieblingstracks sind und welche am besten zusammenpassen. Ich wollte dieses Mischmasch vermeiden, das die meisten Compilations aufweisen. Also fing ich an, alte Mastertapes durchzugehen und die besten Versionen herauszusuchen und bereitete auch einige für die Digitalisierung auf. Das Verrückte dabei war, dass ich einige dieser alten Tapeversionen besser fand als die Digitalversionen. Daher hoffe ich, dass die Songs auf der Compilation besser klingen als die Versionen auf den Originalalben!"[9]

Nichtsdestotrotz war die am häufigsten gestellte Frage natürlich, ob er zu DM zurückkehren würde. Alan war sie ziemlich bald leid. Es fing mit einem freundlichen "Ich bezweifle, dass man mich in naher Zukunft in einer Depeche-Mode-Verbindung erleben wird. Sie haben mich auch nicht gefragt, ob ich ihr Produzent werden will. Das wäre schon verrückt",[10] ging weiter mit "Nun, wir haben nicht darüber diskutiert, also gibt es auch keine Pläne. Aber man weißt ja nie",[11] hin zu "Das ist einfach bloß langweilig. Es ist die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird"[12] und endete darin, dass er genervt schwieg, als die Frage erneut vorgebracht wurde.
Der zweite Teil der "Tour" begann am 16.10. Dieses Mal konzentrierte er sich mehr auf Nord- und Südamerika, aber es gab auch noch einige Veranstaltungen in Europa, sodass die Selected-Tour schließlich am 04.12. in Budapest endete. Die Reunions-Gerüchte erhielten neue Nahrung, als Martin bei dem Recoil-Event am 24.10. in Santa Ana als DJ auflegte und Dave bei dem Event am 01.11. in New York als Gast erschien.


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Die Diskussionen darüber, ob Alan vielleicht zu DM zurückkehren oder zumindest ihr nächstes Album produzieren könnte, ließen nach, als klar wurde, dass DM bei Delta Machine wieder mit Ben Hillier zusammenarbeiten würden. Aber sie verstummten nie so ganz.
Die Gründe, warum Alan die Band verließ, wurden wieder aufgewärmt - jedes Mal ein anderer Grund - und wurden ins Feld geführt, um zu untermauern, warum Alan wieder zur Band zurückkehren oder nicht zurückkehren könnte.
Selbst, wenn man einmal all seine anderen Gründe - Familie, eigene Projekte, nicht mehr in einer Band sein wollen - beiseitelässt, der "Antrieb", die Band nach der Devotional zu verlassen, die schlechte Teamarbeit, dürfte weiterhin der Hauptgrund sein, um nicht wieder zusammenzuarbeiten. Warum sollte etwas, was vor 20 Jahren nicht mehr funktionierte, plötzlich wieder funktionieren? Weil alle älter und weiser geworden sind?
Tatsächlich haben sich die Arbeitsweisen von DM und Alan in den letzten Jahren noch weiter auseinander dividiert. Sie würden die gleichen Dinge vorfinden, mit Alan, der auf Studioarbeit fokussiert ist, (vielleicht sogar noch mehr denn je; man denke an das, was er über die Produktion von Liquid sagte), während die anderen daran nicht wirklich interessiert sind oder sich mittlerweile dafür interessieren. So hat Martin inzwischen ein Interesse für Studioarbeit entwickelt: "Ich liebe es, im Studio zu sein. Wenn ich zu Hause bin, gehe ich fast jeden Tag ins Studio. Das ist einfach etwas, was ich mag."[13]
Ich denke nicht, dass diese neue Leidenschaft mit Alans Leidenschaft für Studioarbeit zusammenpasst, zumal Martin vollkommen anders arbeiten dürfte als Alan.
Die früher führenden Köpfe, Alan und Martin, haben sich auch musikalisch noch weiter voneinander wegbewegt. Wenn man sich SubHuman und dann Delta Machine anhört, weiß man, was die beiden unter "Elektronik mit Blueselementen" verstehen - zwei vollkommen verschiedene Dinge.
Dennoch ist es möglich, dass beide Seiten zwischenzeitig darüber nachdachten, insbesondere nach Alans Auftritt in der Royal Albert Hall und seiner Feststellung, dass Martin sich ziemlich verändert habe, (Insider sagen auch, dass die Gerüchte über eine Reunion nicht vollkommen aus der Luft gegriffen gewesen wären). Allerdings ist es schwer, zu sagen, ob es tatsächlich ein Herzenswunsch aller Beteiligten wäre.

Und was würde mit Dave und seiner neuen Rolle als Songwriter passieren? Vielleicht würde er am meisten von einer Zusammenarbeit mit Alan profitieren. Andererseits ist es vielleicht viel zu spät. Es wäre interessant gewesen, zu sehen, was dabei herausgekommen wäre, hätte Dave seine frühen Demos Alan vorgespielt und ihn gebeten, sie mit ihm zusammen auszuarbeiten. Vielleicht hätte die Geschichte DMs dann eine vollkommen neue Richtung genommen. Nun, er tat es nicht und hat inzwischen eigene Methoden entwickelt, um Songs zu schreiben. Und obwohl er offen dafür ist, zu kollaborieren und neue Wege zu beschreiten, dürfte es für ihn schwierig sein, mit einem so über-akkuraten Musiker wie Alan zusammen zu arbeiten, zumal er während der Produktion von Delta Machine mehrfach sagte, er würde die Dinge gern einfacher und direkter gestalten, nicht überproduzieren. Das würde mit Alans Arbeitsweise nicht gut zusammenpassen.
Der Einzige, dem es vermutlich überhaupt nichts ausmachen würde, ist der, der am häufigsten beschuldigt wird, gegen eine Reunion zu sein - Fletch. Der einzige Grund, den ich mir bei ihm denken könnte, wäre, dass er neue Spannungen fürchten könnte.
Ein weiterer Punkt, der sich nicht geändert hat, ist die Kommunikation. Sie redeten früher nicht miteinander, und sie machen es offenbar immer noch nicht. Manchmal findet man freundliche Bemerkungen über Alan von Dave und sogar von Fletch und Martin oder über die Bandmitglieder von Alan, aber es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie sich irgendwann einmal an einen Tisch gesetzt und wirklich miteinander geredet hätten.


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2010 wurde Mute wieder unabhängig, allerdings stand DM weiterhin bei EMI unter Vertrag, der mit der Veröffentlichung von Remixes 2: 81-11 am 06.06.2011 endete. An dieser Veröffentlichung waren auch Alan und Vince beteiligt, die beide je einen Remix beisteuerten.
Martin: "Gegen Ende der letzten Tour fragte ich Alan, ob er beim Konzert in der Londoner Royal Albert Hall auf die Bühne kommen würde, und er sagte zu." (Das sind ja interessante neue Töne, denn bisher hieß es immer, Dave habe Alan angerufen und ihn danach gefragt.) "Dann kam er auf Tour in den USA. Es erschien nur natürlich, ihn zu fragen", ob er sich an dem Remix-Album beteiligen würde. "Bei Vince war es so, dass ich vor neun Monaten aus dem Nichts eine E-Mail bekam," in der Vince ihn einlud, sich an einem Techno-Projekt zu beteiligen. "Dieses Projekt ist jetzt beendet, aber wir müssen es noch abmischen. Es lag nahe, auch ihn zu fragen, ob er einen Remix anfertigen wolle."[14]
Vince fertigte einen Remix von Behind the Wheel und Alan einen von In Chains an. "Es war der Depeche Mode-Manager Jonathan Kessler, der dies vorschlug. Es war schon lange vorher einmal von den Leuten bei Mute, die das Remix-Album organisierten, vorgeschlagen worden. Sie fragten mich, ob ich Interesse hätte, und ich sagte, dass dies möglich wäre." (Hm, hat Martin nicht gerade gesagt, er hätte Alan gefragt? Nun ja, vielleicht war es ja Martins Wunsch, aber er schickte dann lieber Dave telefonieren und Kessler fragen ... ;)) "Sie fragten dann aber nie wieder. Ich dachte: 'Okay, das wird dann wohl auch nicht mehr passieren.' Es störte mich nicht weiter, und als ich dann mit Jonathan über etwas anderes sprach - ich denke, es ging um Martins Auftritt als DJ bei einem der Recoil-Events - wurde die Idee erneut vorgebracht. Dann brauchten sie es aber innerhalb von etwa zwei Wochen, und das war, kurz bevor wir wieder auf Tour gingen. Ich wünschte, sie hätten mir mehr Zeit gegeben. Wir hatten schon Urlaub in Südfrankreich gebucht, und so verbrachte ich den gesamten Urlaub in einem Zimmer eingesperrt, an diesem Remix arbeitend, anstatt in der Sonne Wein zu trinken. Jonathan sagte mir, dass die Band es bevorzugen würde, wenn ich einen Song remixen würde, den sie nach meiner Zeit in der Band aufgenommen hätten, und ich dachte, es wäre eine gute Herausforderung. Ich hoffe, sie mögen ihn. Sie sagten, es sei so. Martin schien ihn wirklich zu mögen, was nett von ihm war. Ich denke, die anderen mögen ihn auch; keine Ahnung, was Fletch davon hält - er hat gar nichts gesagt. Ich denke, es ist eine dynamischere Version von dem, was sie hatten."[15]

Einige Fans spekulierten, ob dieser Remix eine Art "Test" gewesen sein könnte, um zu sehen, ob Alan wieder in die Band passen könnte. Es ist durchaus möglich, dass es seitens der Band solche Überlegungen gab und der Remix eine Art "Bewerbung" darstellte.
Aber es scheint nicht so, als hätten die Band und Alan jemals wirklich über diesen Remix gesprochen. "Martin schien ihn wirklich zu mögen" und "Ich denke, die anderen mögen ihn auch", sagt einem alles, was man über die Kommunikation darüber wissen muss. Und falls jemand glauben sollte, dass Dave und Alan einander oft schreiben - ganz sicher nicht. Dave sagt zwar manchmal, dass er Alan E-Mails schreibe (obwohl es auch Interviews gibt, in denen er erklärt, dass er keine Computer mag und nur ab und zu mal was schreibt); Alan hingegen meint, dass Dave sich höchstens zweimal im Jahr melde.



Alan

(mit freundlicher Genehmigung von © Paola Gravina Red)



Leider liefen die Dinge für Alan in dieser Zeit immer noch nicht so wirklich gut. "In diesen Zeiten geht es einigen Leuten finanziell nicht so rosig, und eine Scheidung plus fehlende finanzielle Mittel für Plattenaufnahmen bedeuten, dass ich den Gürtel etwas enger schnallen muss.[16] Das Plattengeschäft ist ja schon länger in der Krise."[17]
Dies brachte sogar die geplante DVD-Veröffentlichung von Selected in Gefahr. "Wir filmten die letzte europäische Show, die 2010 in Budapest stattfand, und sind gerade dabei, alles zu editieren. Ich persönlich denke, dass es toll aussieht, aber wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns. Es scheint leider nicht so zu sein, als sei meine Plattenfirma sonderlich an einer Veröffentlichung interessiert. Bisher ist daher alles komplett selbst finanziert worden, und ich werde einen Weg finden, um die DVD zu veröffentlichen."[18]
Auch 2011 gab es noch einige Selected-Konzerte.
Schließlich beschloss Alan, Teile seiner großen DM-Kollektion zu verkaufen. Die Auktion fand am 03.11.2011 in Manchester statt, und war für einige Fans eine bittersüße Angelegenheit. Und sollte es seitens der Band jemals Überlegungen zu einer möglichen Reunion gegeben haben, scheint es, als habe Alan sie mit dieser Auktion verspielt. Aussagen von Insidern zufolge soll die Band wegen des Verkaufs von Keyboards mit Originalsamples verärgert gewesen sein.
Wie dem auch immer sei, es scheint, als habe Alan ein paar Brücken zu DM und generell zu seinem alten Leben abgebrochen. 2012 wurde seine Webseite erneuert, wobei die Bereiche zu DM offline genommen wurden, und 2013 verkaufte er sogar sein Haus und sein Studio. Es ist spannend, darauf zu warten, was als Nächstes passieren wird. Vielleicht wird es eines Tages doch noch eine Reunion geben, vielleicht überrascht Alan die Fans aber auch mit etwas vollkommen Anderem.


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In der Zwischenzeit erholte Dave sich. "Eine Weile war ich drauf und dran, zu meinem Manager zu sagen, dass ich nicht zurückkomme. Ich verbrachte viel Zeit mit meiner Frau und den Kindern. Es war wunderschön in New York, alles schien ein bisschen heller zu sein. Es war ganz ähnlich wie ein oder zwei Wochen nach einem Entzug. Man bemerkt all den Sch***. Und man bemerkt all die schönen Dinge im Leben, und ich hatte Angst, all das zu verlieren.[19] Das hielt ein paar Wochen an, dann wollte ich zurück auf die Straße." (lacht)[20]
Er ging nicht direkt zurück auf Tournee, aber er beteiligte sich an einem Projekt, das einen gewissen Einfluss auf das 13. Album von DM - Delta Machine - haben sollte.






Quellenangaben:
[1] Entnommen aus: Videointerview beim RAH-Konzert, 2010, depechemode.com. Interviewer: Daniel Barassi.
[2] Entnommen aus: Interview with Alan Wilder, 20.02.2010, depechemode.com. Interviewer: Daniel Barassi.
[3] Entnommen aus: Recoil in Bucharest - Interview with Alan Wilder, depechemode.ro, 2010. Autor: Otiliei Haraga.
[4] Entnommen aus: Depeche Mode: Brits wouldn't show our set so we said 'f*** them', The Sun, 22.03.2013. Autor: unbekannt.
[5] Entnommen aus: Recoil / Alan Wilder - February 2010, Reflectionsofdarkness.com, 05.03.2010. Autor: Janos Janurik.
[6] Entnommen aus: Recoil / Alan Wilder - I'm not naive, Sideline, 31.03.2010. Autor: Bernard van Isacker.
[7] Entnommen aus: Recoil / Alan Wilder - February 2010, Reflectionsofdarkness.com, 05.03.2010. Autor: Janos Janurik.
[8] Entnommen aus: Recoil / Alan Wilder - I'm not naive, Sideline, 31.03.2010. Autor: Bernard van Isacker.
[9] Entnommen aus: Alan Wilder: A Selected Interview, stevenwilsonbeales.com, 14.04.2010. Autor: Steven Wilson-Beales.
[10] Entnommen aus: Recoil / Alan Wilder - February 2010, Reflectionsofdarkness.com, 05.03.2010. Autor: Janos Janurik.
[11] Entnommen aus: Alan Wilder: A Selected Interview, stevenwilsonbeales.com, 14.04.2010. Autor: Steven Wilson-Beales.
[12] Entnommen aus: Recoil / Alan Wilder - I'm not naive, Sideline, 31.03.2010. Autor: Bernard van Isacker.
[13] Entnommen aus: Martin Gore on new Depeche Mode CD, Frank Ocean, Associated Press, 26.03.2013. Autor: unbekannt.
[14] Entnommen aus: Q & A: Martin Gore of Depeche Mode, Vanityfair, 07.06.2011. Autor: Marc Spitz.
[15] Entnommen aus: Alan Wilder - collected thoughts, Releasemagazine, 19.08.2011. Autor: Fredrik "Schlatta" Svensson.
[16] Entnommen aus: Recoil / Alan Wilder, Reflections Of Darkness, 01.09.2011, Autor: János Janurik.
[17] Entnommen aus: Alan Wilder (ex-Depeche Mode/Recoil) talks on synths, music creation and his upcoming auction, Aug. 2011, Steelberry Clones, Stereoklang.se, Autor: unbekannt
[18] Entnommen aus: Recoil / Alan Wilder, Reflections Of Darkness, 01.09.2011, Autor: János Janurik.
[19] Entnommen aus: We're dysfunctional. Maybe that's what makes us tick, The Guardian (UK), 28.03.2013. Autor: Dorian Lynskey.
[20] Entnommen aus: Depeche Mode on synths, drugs and Basildon, The Times (UK), 21.03.2013. Autor: Ed Potton.



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